Bilderbuch – Vernissage My Heart

Band 6 der Bilderbücher zum Hören flasht einen mit dem opener ‚Kids im Park‘, denn so harte Gitarren hat man seit ‚Maschin‘ nicht mehr gehört von den Wahlwienern. Danach geht es aber durchaus BB-typisch weiter; denn ‚Frisbeee‘ hat nicht nur einen an die 80er gemahnenden Titel, sondern auch diesen leichten, gewohnten Popsound, der ihnen eben zu eigen ist und der den tracks durchaus des Öfteren einen mediterranen Touch gibt. Bei ‚LED go‘ ist man dann soundmäßig schon recht nah an der alten ’neuen deutschen Welle‘ wäre da nicht die typisch dominante Sologitarre. Das hat schon auch Ohrwurmpotenzial, aber das letzte Quäntchen Kommerzialismus fehlt hier – gut so!

Ein vertracktes und recht interessantes Rhythmusarrangement und ein ebensolches Klangbild hat ‚Mr. Supercool‘ und da kommt dann auch wieder dieses an die guten Italohits der 80er Jahre erinnernde, leichte, schwebende feeling auf, dass Sie so treffend charaktersiert bzw. sogar ‚charakterifiziert‘. Der akkustische Teil 2 von ‚Memory Card‘ geht halt nur als ‚Filler‘ durch und das autotune-effektede ‚Ich hab Gefühle‘ ist eine Spur zu hektisch, auch wenn es durch ein großartiges und effizientes Gitarrensolo veredelt ist.

Der Titelsong ist dann aber wieder großartig und gehört mit zum Besten, das diese Gruppe bisher veröffentlicht hat. Auf ein tolles Keyboard riff folgt eine Superbassline und danach wird eh alles aufgefahren, was diese Band ausmacht, bis auf… ja, bis auf einen eingängigen Refrain, aber der wird wieder mal durch die Leadgitarre wettgemacht. Wenn der Maurice es nicht hinkriegt, dann muss es halt der Krammer richten.

Der Schlusspunkt – ‚Europa 22‘ – ist ein ehrenwerter, aber nicht ganz gelungener Versuch aus einem potentiellen Pop-Hit ein Opus zu machen. Kann man machen – sollte man aber besser bleiben lassen, zumal dann, wenn man sich ja eigentlich eh dem anspruchsvollen Pop verschrieben hat. Kann aber gut sein, dass die zweite Hälfte des tracks nur drangehängt wurde um das Album ein bisschen länger zu machen – doch da hätte man stattdessen die schöne Single ‚Eine Nacht in Manila‘ noch hinzugeben können.

‚Vernissage‘ lässt einen halt wieder ein bisschen ratlos zurück – die Essenz dieser Platte, kombiniert mit jener von ‚Mea Culpa‘ hätte ein großes, tolles BB Album ergeben, aber so bleibt bei beiden ein fahler Nachgeschmack, weil man seit ‚Schick Schock‘ weiss, dass Sie es besser können. Da kann man sich dann ruhig auch mal ein Jahr länger Zeit lassen, für eine richtig, richtig gute Bilderbuch Platte…

1 Kommentar

  • Aha, da findest Du ja für einzelne Lieder richtig gute Worte. Mich haben die beiden Alben leider etwas müde gemacht. Alles nach wie vor nicht übel, aber reißt mich auch nicht vom Hocker. Im Ergebnis sind wir uns da ja scheinbar wieder einig. Und ich habe noch nicht richtig mit Muße zugehört. Da kommt zur Zeit zuviel interessantes raus und die Jungs haben die Chance des ersten Eindrucks eben nicht genutzt.
    Sicherlich werde ich die Alben irgendwann noch einmal genauer anhören, aber aus zwei mach eins wäre in dem Fall wohl wirklich besser gewesen. Meinetwegen mit einer Bonus Scheibe an B-Seiten.

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